Magda Tothova
Während meines zweiwöchigen Aufenthalts als Gastkünstlerin im nadaLokal war mein Fokus auf den Begriff der Zeit gelegt. Was bedeutet Zeit für uns? Wie begreifen wir das Jetzt oder das Vergangene? In welcher Form fiebern wir der Zukunft entgegen? Wie wird dies dargestellt in unserem Alltag, in unseren Handlungsabläufen oder symbolhaften Projektionen? Wie fühlt sich Zeit an? Wie klingt Zeit ? Wie nehmen wir Zeit als Körper in Form von Objekten, Bewegungsabläufen oder auch Sprache wahr?
In manchen Science Fiction Büchern ist die Zeit kein ernszunehmender Begriff, sondern ein Phänomen, das von der Erde abstammt. Die Wesen der Universen sind in ihrer Wahrnehmung befreit von einer fixen Vorstellung von Zeit oder Raum. Aus dieser Perspektive sind wir, Menschen, Gefangene eines Zeitkonstrukts, dem wir uns permanent unterordnen müssen. Der Umgang mit diesem Gefühl beschäftigt mich in erster Linie in den weiteren Prozessen innerhalb dieser Arbeit.
In meiner künstlerischen Praxis bin ich daran stark interessiert mehrere bevorzugt analoge Medien, wie Diaprojektoren und Plattenspieler, miteinander zu verbinden und zu benutzen. Während meiner Zeit im nadaLokal war ich also vor allem auf der Suche nach geeignetem Bildmaterial, das nach einer manuellen Weiterverarbeitung als atmosphärisches Setting für eine performative Darstellung rund um dieses Thema dienen würde.
Als Ausgangspunkt nahm ich meine vorhergeganene Bildmaterialrecherche über die Vergänglichkeit von Städten, die einst wirtschaftlich und gesellschaftlich auf einem prosperierendem Höhepunkt sich befanden und aus verschiedensten Gründen von äußeren Einflüssen zu Geisterstädten sich entwickelt haben. Hier sind die Spuren von Zeit stark spürbar, auch wenn das Vergangene nicht 1:1 nachvollziehbar ist und meist mit einer geheimnisvollen Aura für Turisten versehen wird.
In Wien führte mich mein Interesse in eine von menschenhand gemachte Ansammlung an objekthaft gewordenen Lebewesen, in das Naturhistorische Museum, wo ich erste Aufnahmen von Tieren, Pflanzen und Steinen auf Diafilm festgehalten habe. Dieses Material wird in Folge zu Diacollagen weiterverarbeitet und durch weitere Bilder von Museumsbesuchen ergänzt.
Warum die Natur als Ausgangspunkt? Für mich entscheidend ist meine persönliche Annahme, dass auch wenn Zeit relativ zu sein mag, existiert eine starke künstliche Objektivierung von diesem Begriff von Außen. Die Natur macht aber sichtbar und auf verschiedenen Ebenen lesbar wie die Relationen der Zeit verschieden sein können. Sie erinnert uns an unsere eigene Vergänglichkeit und durch die Konservierung der Objekte, wie zum Beispiel in einem Museum, an eine zivilisatorische und forcierte Überlegenheit der Menschen gegenüber der Natur.
In weiteren Schritten werde ich die Begriffe der Beschleunigung und der Entschleunigung behandeln. Dabei möchte ich anhand ausgewählter historischer Fakten Vergleiche ziehen, die die Wichtigkeit von Zeit versuchen werden mittels Dia- und Soundmaterial ad Absurdum zu führen.
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